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Cover Traude Litzka: Die Untermieterin, Roman, Verlag Liber Libri Wien

Roman

Autobiographischer Roman

Traude Litzka
Die Untermieterin

184 Seiten, 14 x 20,3 cm, Broschur
Euro 19,80/sfr 36,00
ISBN 978-3-85481-049-0
Edition Liber Libri Wien

Über das Buch

Eine junge Familie kommt nach dem Kriegsende nach Wien zurück. Während ihrer Abwesenheit wurde in ihre leerstehende Wohnung eine ausgebombte Witwe, Frau Zottler, einquartiert, die den Wohnungsbesitzern einige Schwierigkeiten macht.
Besonders den Kindern, Lotte und Franz, bringt die Anwesenheit der alten Frau Probleme, denn so freundlich sie vor den Erwachsenen tut, so boshaft und unangenehm ist sie zu den beiden. Auch der kleine Nachbar, Mendel, der mit seiner Mutter und seinem Onkel in die Nebenwohnung einzieht, hat bei dieser Frau nichts zu lachen. Als Überlebender des Holocaust hat er ohnehin bei seinen Mitschülern einen schweren Stand, denn durch sein Aussehen und seine polnische Aussprache wird er zum Gespött seiner Kameraden, und Frau Zottler macht ihm das Leben noch zusätzlich schwer.
Lotte und Mendel schließen Freundschaft und helfen sich gegenseitig durch die Schwierigkeiten des Alltags. Besonders als Frau Zottler plötzlich stirbt und Lotte glaubt, dass sie schuld ist am Tod der alten Frau, erweist sich Mendel als treuer Freund.

Über die Autorin

Nachdem Traude Litzka in Wien geboren wurde, in Wien geheiratet und in Wien ihre Kinder geboren hat, fühlt sie sich als waschechte Wienerin, auch wenn sie mit ihrem Mann schon seit 30 Jahren in Perchtoldsdorf wohnt.
Nach einem Judaistik- und Volkskundestudium absolvierte sie im Maimonides-Zentrum – dem jüdischen Altersheim in Wien – ein Praktikum für Lebens- und Sozialberatung und Validation. Die Begegnungen mit den Holocaustopfern brachten sie zu der Überzeugung, dass diese Gräuel der NS-Zeit auf keinen Fall vergessen werden dürfen, und sie begann daher, ihre Lebensgeschichten aufzuzeichnen. Diese erschienen 2006 unter dem Titel „Treffpunkt Maimonides-Zentrum" im Böhlau-Verlag, 2007 hat sie dort einen Ratgeber für Angehörige altersdementer Menschen veröffentlicht, „In einer anderen Welt". Ebenfalls 2007 erschien im Novum-Verlag ihr Märchen für Erwachsene „Die Dienstreise. Eine gar wundersame Fahrt durch Israel".
Als Lebens- und Sozialberaterin betreut sie in Mödling und in einigen Pensionistenheimen in Wien altersdemente Personen und berät deren Angehörige.

Leseprobe

Schweigend gingen die Kinder ins Zimmer, und Franz nahm den Sessel mit.
„Blöde Kuh“, murmelte er ganz leise vor sich hin, aber irgendetwas musste die Zottel doch mitbekommen haben.
„Was hast du gesagt?“
„Gar nichts, Frau Zottler“, antwortete er wohlerzogen und machte die Türe hinter sich zu.
„Ich mag sie nicht“, sagte Lotte, „aber ich glaub, die Mama kann sie gut leiden“.
Dann wandte sie sich ihrem Spieleck zu und öffnete die Schachtel, die sie jetzt zu einem Gefängnis umwandelte. Die Puppe Emma, die die Größe einer Hand hatte, musste heute ihre Strafe absitzen, weil sie zwei arme, hungernde Kinder in den Wald zu den Russen geschickt hatte. Emma wurde verurteilt, solange in der Schachtel zu sitzen, bis die Kinder wohlbehalten zurück waren.
Der Bruder, der das Spiel beobachtete, grinste: „Du spinnst ja. Wenn du so was spielst, dann musst du sie hinrichten lassen.“
„Was heißt hinrichten? “
„Na, umbringen, Kopf abschneiden oder erschießen.“
„Nein“, schrie Lotte, „wenn du der Puppe den Kopf abschneidest, ist sie kaputt“.
„Wir können sie ja auch vergiften“, schlug er vor.
„Was ist vergiften?“, fragte Lotte misstrauisch.
„Vergiften heißt, wenn man was Grausliches schluckt und dann davon stirbt oder zumindest ganz arg Bauchweh bekommt“, klärte er sie auf.
„Wenn ich Spinat esse, bin ich dann vergiftet?“
„Vom Spinat nicht, das muss so was wie Scheiße sein, damit einem schlecht wird.“
„Scheiße sagt man nicht, und ich spiel lieber alleine. Weil sonst wird die Puppe kaputt.“
Eine Zeitlang war Stille. Der Bruder hatte sein Aufziehauto aus dem Kasten geholt und versuchte, es fachmännisch zu zerlegen.
„Du, Franzerl, wenn man Rattengift schluckt, ist man dann vergiftet?“, fragte Lotte.
„Natürlich, dann ist dir nicht nur schlecht, sondern du stirbst auch, und zuerst verdrehst du ganz grauslich die Augen dabei. So wie ich jetzt.“
Und der große Bruder drehte die aufgerissenen Augen in alle Richtungen und stöhnte herzerweichend dabei.
„Hör auf!“, schrie Lotte entsetzt, „ich fürcht mich“.
Die Mutter kam hereingestürzt: „Um Gottes Willen, was ist denn los? Franzerl, was hast du denn?“
Franz stellte sofort sein Augenrollen ein, und auch das Stöhnen verstummte: „Nichts“, sagte er, „wir spielen nur“.
„Nein“, schrie die Schwester, „er will meine Puppe vergiften, mit Rattengift!“
Die Mutter war entsetzt: „Franzerl, wie kommst du nur auf solche Ideen? Über solche Sachen spricht man nicht, schon gar nicht mit einem kleinen Kind. Komm zu mir in die Küche und lass Lotti in Ruhe spielen.“

Rezension

Traude Litzka ist nach intensiven Begegnungen mit Holocaust-Opfern überzeugt, dass die Gräuel der NS-Zeit auf keinen Fall vergessen werden dürfen.
In Die Untermieterin führt sie den Leser mit einer ganz simplen Handlung doppelt vor den Spiegel. Das eine Problem ist die Vereinsamung alter Menschen, um die sich niemand kümmern will. Nicht weit davon liegt das nächste Problem.
Nach dem Krieg kamen auch nach Österreich jüdische „Heimkehrer“, Überlebende der Todesmaschinerie.Niemand, außer den Kindern, geht wirklich auf die jüdische Familie zu. Sie ist jetzt da, wie jeder andere, fertig.
Die Kinder sind die Hoffnung. Sie können sich anders verständigen. Doch dann kommt der Vater, ein englischer Offizier, er holt die Familie in das entstehende Israel. Was bleibt, ist eine tiefe, unüberbrückbare Fremdheit, auf der „Wiederaufbau“ und „Wirtschaftswunder“ gründen.

Der Freitag, 19.2.2010

Kind-Sein im zerbombten Wien der Nachkriegszeit

Traude Litzka entführt in ihrem autobiografischen Roman "Die Untermieterin" den Leser in das zerbombte Wien der Nachkriegszeit und schildert diese schwierige Zeit in realistischen Bildern frei von sentimentaler Rührseligkeit.
Der Roman von Litzka fesselt nicht durch eine besonders spannende Geschichte oder unterhaltsame Handlungsmomente, sondern durch die detailgetreue, authentisch anmutende Schilderung des beschwerlichen Lebens einer jungen Familie im zerstörten Wien nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber auch Themen wie Nationalsozialismus und Antisemitismus werden nicht ausgespart.
Fazit: Vergangenheitsbewältigung aus der Sicht eines kleinen Kindes und empfehlenswerte österreichische

Literatur.Bibliotheksnachrichten, Barbara Tumfart

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Buchpräsentation

Lesung
Traude Litzka
Die Untermieterin
Autobiographischer Roman

Donnerstag
20. Mai 2010
19 Uhr
Amtshaus Wieden für den 4. Bezirk
Festsaal
Favoritenstraße 18
1040 Wien

Einleitung der Bezirksvorsteherin Wieden Susanne Reichard
www.wieden.wien.at