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Biografie |
Autobiographie einer engagierten Wissenschaftlerin,
die beharrlich die Utopie einer gerechten Gesellschaft verfolgt.
Hanna Behrend
Die Überleberin
Jahrzehnte in Atlantis – Biographie |
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844 Seiten, 14 x 20,3 cm
mit einigen Fotos
Broschur
EUR 29,80/sfr 54,20
ISBN 978-3-900782-65-8
Verlag Guthmann-Peterson |
Über das Buch |
„Gibt es im Leben eines Menschen eine innere Logik,
einen Sinn, der sich unter allen Umständen und diesen
zum Trotz realisiert? Was am Leben kann man gestalten, was
habe ich gestaltet? Was hat mich geformt? Werden
auch von meinen Erdentagen Spuren übrig bleiben?“
Hanna Behrend blickt auf ein langes, ereignisreiches, politisch aktives Leben
zurück: Die gebürtige Wienerin ging nach ihrem Exil in Frankreich und
England mit ihrem ersten Ehemann nach (Ost-)Berlin, das dann Teil der damaligen
DDR wurde.
Dort
war
sie
mit
den Überlebenskämpfen
der Nachkriegszeit und einem repressiven System konfrontiert. In ihrer zweiten
Ehe findet sie persönliches Glück und kann sich auch als Wissenschaftlerin
entfalten. Ihre beeindruckenden wissenschaftlichen und publizistischen Leistungen,
ihr politisches Engagement, ihre großartige Utopie einer wirklich menschlichen
Gesellschaftsordnung und nicht zuletzt ihre liebenswürdige Persönlichkeit
faszinieren in dieser dichten und plastischen Schilderung und gehen weit über
das historische Interesse hinaus. |
Besprechung
von
Stephan Lieske |
Die 1922 in Wien geborene Autorin blickt in ihrer beeindruckenden Autobiographie auf ein ereignisreiches, persönlich ebenso wie politisch aktives Leben zurück. Sie sucht einerseits nach Wahrheiten über die Motive, die sie trotz aller Rückschläge immer wieder zum Weitermachen angespornt haben. Behrend legt andererseits aber auch Rechenschaft darüber ab, wie ihre Sehnsucht nach einer gerechten und besseren Welt ihr persönliches, wissenschaftliches und politisches Engagement mit allen Illusionen und Erkenntnissen prägte.
Behrends kritische Auseinandersetzung mit ihrem Engagement für die DDR ist bewundernswert. Freimütig beschreibt sie, was sie dazu bewog, in der DDR zumindest Ansätze von Atlantis zu sehen und warum sie sich deshalb für diesen Staat und in der SED engagierte.
Die ausführlichen dokumentierten Darstellungen ihrer Erfahrung der Wende und der enttäuschten Hoffnung auf eine demokratisch-sozialistische DDR sind mehr als nur bewegende Reminiszenzen eines historischen Umbruchs. B. ist – wie der gleichnamige Titel der von ihr herausgegebenen Schriftenreihe – auf der Suche nach der verlorenen Zukunft und enthüllt den schmerzlichen, aber auch hoffnungsvollen Prozess der Aufarbeitung ihrer Geschichte und den Versuch eines Neuanfangs, ohne dabei wehleidig zu sein oder in eine Opferrolle zu schlüpfen. Diese Kapitel vermitteln aber auch, wie wichtig es ist, trotz aller Rückschläge im persönlichen wie auch gesellschaftlichen Leben nicht aufzugeben und sich ein Atlantis zu bewahren.
Jahr Buch 2009 II für Forschung zur Geschichte der Arbeiterbewegung |
Besprechung von Erich Hackl |
Im Epilog behauptet sie, „Die Überleberin“ nicht so sehr für andere geschrieben zu haben, sondern um Klarheit zu gewinnen, über sich und auch über die gesellschaftlichen Verhältnisse, an denen sie innig Anteil genommen hat, als Schülerin in Wien, als Vertriebene in Paris, als Exilantin, die das Exil als Verheißung wahrgenommen hat, in Manchester und London, als gleichermaßen loyale wie kritische Sozialistin in Ostberlin, wo sie heute noch lebt, uneins mit den Umständen, unter denen die demokratische Wende der DDR im folgenschweren Anschluß an die Bundesrepublik geendet hat, ohne Erwartung, doch noch eine hoffnungsvolle Zeitenwende zu erleben, aber auch ohne Verbitterung, mit ungebrochenem Mut, Dinge zu bewegen, in ihrem Wohnviertel, bei ihren Angehörigen, Freunden und Bekannten, als dem hochnäsigen Westfeminismus unerwünschte Frauenrechtlerin, als Historikerin der revolutionären Bauernaufstände, als Literaturwissenschaftlerin, der Literatur immer auch Quelle und Ausdruck gesellschaftlicher Erfahrung gewesen ist. Auffallend, wie uneitel da jemand sich selbst auf der Spur ist, wie diese Jemand nie der Versuchung erliegt, eigenes Verhalten zu beschönigen, andererseits auch nicht Abbitte leistet (wofür auch? für die vorwitzige Sehnsucht nach Kommunismus?), wie sie nüchtern, fast rauh tief ins Private eindringt, in Sexualität, Krankheit, Streit, die glanzlosen Seiten des Alltags bespricht, die wir mit ihr teilen, aber kaum je bereden und schon gar nicht der Öffentlichkeit überantworten, weil sie jeglicher Transzendenz entbehren.
Man sieht schon: „Die Überleberin“ ist in jeder Hinsicht ein gewichtiges Werk, dessen Titel und Untertitel – „Jahrzehnte in Atlantis“, d.h. im Realsozialismus, der sich als Versuchsstation erwies – seiner Bedeutung nicht ganz gerecht werden; „Die Glücksucherin“ würde ihm eher entsprechen. Es ist kein Widerspruch, daß dieses Wort, Glück, bei Hanna Behrend selten vorkommt, erst auf den letzten Seiten häuft es sich, im Nachdenken über die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft der Verfasserin mit ihrem vor drei Jahren verstorbenen zweiten Mann, dem Historiker Manfred Behrend. Andererseits, dort spricht sie auch von ihrer Lebensfreude – und davon, daß sie diese schon als Kind in Wien verspürt hatte. |
Rezension |
Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin
Die Sonne wird es bald schaffen. Diesen Gedanken setzt die 85-jährige Hanna Behrend an den Schluss ihrer Autobiografie. Sie hat sich – vor allem seit 2004 – nicht nur an „ihre sechs Leben“ erinnert, sie hat ihre umfangreichen persönlichen Dokumente, ihre Kalender, Tagebücher, Briefe usw. recherchiert, beforscht, rückblickend gewertet, frühere Wertungen überprüft ... Und sie hat das alles in eine Form gegossen, die die Leserin (und hoffentlich auch den Leser) berührt, gelegentlich amüsiert, öfter jedoch betroffen macht.
Sicherlich hat Hanna Behrend lange über den Titel ihrer Lebensbeschreibung nachgedacht. Dass der Begriff „Überleberin“ auf sie zutrifft, kann sie für jede ihrer Lebensphasen nachweisen. Sie überlebte – im Unterschied zu vielen Angehörigen ihrer jüdischen Familie – die „braune Flut“ im Österreich der 30er Jahre. Es gelang ihr, als Sechzehnjährige zunächst nach Frankreich, später nach England zu emigrieren. Auch hier war das Leben ohne „Papiere“, ohne Beruf, meist ohne eigene Wohnung und zunächst ohne familiäre Bindungen oft genug eher ein Überleben. Aber sie schaffte es – als Dienstmädchen, als Kindermädchen, als Krankenschwester, als Schreibkraft, als Übersetzerin – und konnte so ihre relative Unabhängigkeit, die sie ihr ganzes Leben lang als höchstes Gut geschätzt hat (S. 44), bewahren. Klug und kritisch, auch politisch kritisch, war sie schon „immer“. Fleißig war sie auch, denn sie musste schon früh zur Finanzierung des elterlichen (seit 1934 mütterlichen) Haushaltes beitragen. Aber das klare politische Profil, das ihre weiteren Lebensetappen bestimmte, entwickelte sich vor allem hier in der Emigration. ...
Wenn in spätestens 100 Jahren DDR-Biografien als begehrte Quellen für historische Forschungen genutzt werden, dann wird man wohl immer wieder auf dieses Phänomen stoßen: Junge Menschen, von Faschismus und Weltkrieg geprägt, bekennen sich ehrlichen Herzens zur sozialistischen Alternative, zu einer Gesellschaft ohne Ausbeuterklassen und ohne Politiker, denen der Krieg „wie eine Badekur“ bekommt. Und obwohl sie Konflikte und Widersprüche wahrnehmen, mitunter sogar unter ihnen leiden, ist die Überzeugtheit von dieser Art „gesellschaftlichen Fortschritts“ nicht zu erschüttern. Hanna Behrend stellt in diesem Zusammenhang die rhetorische Frage, ob damals alle, die so wie sie dachten, blind und dumm gewesen seien. „Gewiss nicht blinder und dümmer, als wir es heute sind. Schließlich schien der allgemeine Aufschwung fortschrittlicher Tendenzen weltweit die Richtigkeit der herrschenden Doktrin zu bestätigen. Die Kolonialvölker begannen damals, sich zu befreien ... In vielen europäischen Staaten waren linke Kräfte an oder in der Regierung ...“ (S. 248). Die Faszination, die die neue Gesellschaftsordnung ausübte, verbunden mit den realen Errungenschaften (ohne Anführungszeichen) ließen auch bei Hanna Behrend keine grundsätzlichen Zweifel an der historischen Berechtigung und Folgerichtigkeit des Sozialismus aufkommen, zumindest bis zu den 70er oder ersten 80er Jahren. Und das, obwohl sie wie wenige andere SED-Mitglieder erfahren hatte, was KommunistInnen sich gegenseitig antun können. ...
Das bisher Gesagte könnte den Eindruck erwecken, hier handele es sich überwiegend um die Beschreibung eines politischen und wissenschaftlichen Lebens. Dem ist ganz und gar nicht so. Ich hatte bisher noch keine Autobiografie gelesen, die so gründlich und so offen das Privatleben analysiert. Nicht nur die Familienbeziehungen, die Liebesbeziehungen, die Kinderfreuden und Kindersorgen, die Freundschaften und Feindschaften werden von den Ursprüngenbis zur Gegenwart verfolgt, wichtig sind für Hanna Behrend auch die unterschiedlichen Erfahrungen mit Haustieren bzw. überhaupt mit den Tieren der Umgebung (z. B. Mit den untergewichtigen Igeln). Schließlich werden – in den bereits erwähnten 100 Jahren – auch alle die Historiker und Historikerinnen auf ihre Kosten kommen, die sich für konkrete Themen des DDR-Alltags, etwa für die Arbeit der Elternbeiräte und Elternaktive in den Schulen, interessieren oder für den spezifischen DDR-Humor (politische Witze, bekannte Lieder mit verändertem Text). Sogar für spätere Forschungen zum Nicht-Alltäglichen, z. B. zur Urlaubsgestaltung unter DDR-Bedingungen oder zum Thema Autokauf kann diese Lebensbeschreibung eine Fundgrube darstellen. Ganz abgesehen davon, dass Hanna Behrend auf Grund ihrer persönlichen Kontakte heute gängige DDR-Klischees – etwa über den Strafvollzug oder über den verordneten Antifaschismus – in Frage zu stellen vermag. ...
Dass Hanna Behrend auch heute noch bereit und in der Lage ist, über „die nächste Zeitenwende“ nachzudenken, über neue Versuche des Aufbruchs, über eine Gesellschaftsform ohne Vergeudung der Ressourchen, ohne Kriege – das macht die Autobiografie zu einem Hoffnung machenden Buch. Ihm sind viele interessierte Leserinnen und Leser zu wünschen.
Ursula Schröter, Bulletin Info, Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin, Nr. 37. |
Rezensionen |
Ossietzky Nr. 12/2008
Behrends Buch hat fünf Kapitel und einen „Epilog",
der am Anfang steht. Sie schildert ihre Wiener Jugendjahre und – hochinteressant – das
englische Exil. Die Kapitel 2 bis 4 handeln von den frühen und späteren
Versuchen eines Sozialismus, eines neuen Entwurfs für Deutschland,
beschränkt auf dessen kleineren Teil. Ein gutes Bekenntnis mit Berücksichtigung
der vielen ungünstigen Konstellationen (sprich Kalter Krieg) und herber
Kritik an handgemachten Fehlern. Kapitel 5 unter dem Titel „Die Suche
nach der verlorenen Zukunft" reicht über die 89er Wendung und
den „Anschluss" (sehr richtige Bezeichnung für die sogenannte
Vereinigung) und erzählt von Auslandsreisen und feministischen
Konzepten und Modellen.
Die Autorin benennt ihre Grundsätze des autobiographischen Schreibens:
Authentizität und Ganzheitlichkeit. Daran ist viel Lobenswertes, auch
Problematisches. Es ist Hanna Behrend gelungen, außerordentlich viele
Dokumente von Quellenwert zu retten, Briefe aus dem Exil, Tagebücher über
lange Jahrzehnte, ja Taschenkalender seit 1938. Das gelang weder meinen
Eltern noch mir selbst – alle Achtung. ...
Schreiben heißt auswählen, komprimieren, wenn es Literatur werden
will; das gilt auch für dokumentarische Literatur, besonders,
wenn sie wirken soll. Und das soll sie.
Im Ganzen: ein wichtiges Buch gegen das Vergessen, ein Buch, das gebraucht
wird.
Jochanan Trilse-Finkelstein |
Über die Autorin

Hanna Behrend |
Hanna Behrend wurde 1922 in Wien geboren, von 1938 bis
1946 war sie im Exil in Frankreich und England, danach lebte sie in Deutschland und verstarb 2010 als Witwe und dreifache Mutter in Berlin.
Sie war Historikerin und Literaturwissenschaftlerin (Anglistin), 1952
bis 1955 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für deutsche Geschichte,
1958 bis 1962 Lektorin beim Verlag Rütten & Loening, 1962 bis 1967 Übersetzerin
und Dolmetscherin. Von 1967 bis 1969 lehrte sie Englisch am Institut für
Fremdsprachen an der Hochschule für Ökonomie in Berlin, von 1969 bis
1990 Englisch und Literatur sowie feministische Theorie an der Humboldt-Universität
zu Berlin, von 1990 bis 1994 übernahm sie weitere Lehraufträge.
Ab 1994 war sie Herausgeberin der Reihe „Auf der Suche nach der verlorenen
Zukunft“.
Hanna Behrend war Gründungs- und Vorstandsmitglied des Gesellschaftswissenschaftlichen
Forums e.V. und Autorin zahlreicher Veröffentlichungen über deutsche und englische
Geschichte und Literatur, über marxistische und feministische Literaturtheorie, über
die Literatur schwarzer Schriftstellerinnen, Utopien und Ökologie; ab
Ende 1989 auch über (ost)deutsche Probleme.
Die Autorin über
ihr Leben und Schreiben
Zu den Präsentationen in Wien
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Interview mit Dr. Behrend
von Margit Stolzenburg in „Neues Deutschland“, 6.5.08
Eine neue Menschenbewegung?
Hanna Behrend über Erfahrungen ihrer Generation
und Zukunftsfragen
Sie fordern eine neue „Menschenbewegung“.
Was ist das?
Mein Thema ist nach wie vor die Suche nach der menschengerechteren
Gesellschaft, nach nicht ausgrenzenden, nicht hierarchischen
Organisationsformen in denen Selbstbestimmtheit möglich
ist. Die Zeiten der Arbeiterbewegung und der Frauenbewegung
sind meines Erachtens vorbei. Wir brauchen jetzt eine „Menschenbewegung",
eine globalisierte Gesellschaft von unten.
Sie haben den Unabhängigen Frauenverband (UFV)
1989 mitbegründet, in Ihrer Wohnung zur Zeit der
Wende in der DDR einen lebhaften politischen Salon
unterhalten, im einstigen Zentrum für interdisziplinare
Frauenforschung der Humboldt-Universität zu Berlin
(ZiF) sowie in vielen anderen Gremien für Frauenrechte
gestritten und eine inzwischen 18 Bände umfassende
Reihe mit Frauengeschichten unter dem Titel „Auf
der Suche nach der verlorenen Zukunft" herausgegeben.
Nun haben Sie Ihre Autobiografie verfasst: „Die Überleberin".
Was macht Sie zur „Überleberin"?
Ich habe verschiedene Systeme überlebt, die mich
auf verschiedene Art ausgegrenzt und gefährdet
haben. Während der Zeit des NS-Regimes emigrierte
ich als junges Mädchen von Wien nach Paris und
von dort nach England. Politische und soziale Lebensbedingungen
während des Zweiten Weltkrieges motivierten Umzüge
von den Midlands nach Manchester, von Cardiff nach
London. Und auf jeder Station ein neues Umfeld, neue
Berufs- und Lebenserfahrungen. Als der Krieg zu Ende
war, erfolgte ein letzter Umzug: Ins zerstörte,
hungernde und frierende (Ost-)Berlin. Dort erwarteten
mich völlig unerwartete und zunächst überwiegend
tragische und existenziell bedrohliche Erfahrungen
im Verlauf eines schwierigen Anpassungs- und Integrationsprozesses.
Ihr Leben war sehr widersprüchlich - einerseits
privilegiert, andererseits ausgegrenzt. Wieweit waren
Sie Dissidentin?
Ich war nie eine Dissidentin, denn ich war nie gegen
die DDR. Ich war zwar immer eine kritische Bürgerrechtlerin,
habe aber bis zum Schluss gehofft, dass die DDR erhalten
bleibt und sich reformiert und dass wir nicht zulassen,
dass die sozialen Errungenschaften verloren gehen.
Dafür habe ich mich auch im UFV eingesetzt.
Als VdN (Opfer des Faschismus) war ich in der DDR privilegiert.
Aber als Westemigrantin und als Ex-Ehefrau eines Abweichlers
gehörte ich zugleich auch zu denjenigen, die „kaderpolitisch" trotz
Habilitation und Leistung für eine Professur nicht
infrage kamen.
Für wie realistisch und durchsetzungsfähig
halten Sie gegenwärtig den Traum von einer menschengerechteren
Gesellschaft?
Zur Zeit für unrealistisch, weil es bisher nicht
zur Herausbildung der notwendigen Akteure und Akteurinnen
gekommen ist - aber wer weiß schon, ob das so
bleibt?
Ich stehe für eine Generation, die nach dem Zweiten
Weltkrieg die Welt verbessern wollte. Und an meiner
eigenen Geschichte möchte ich zeigen, was meine
Generation umgetrieben hat und dass unser Scheitern
nicht bedeutet, dass es falsch war oder uns verächtlich
macht, eine andere Gesellschaftsordnung angestrebt
zu haben. Einfache anständige Menschen haben nach
dem Krieg und Faschismus sich bemüht, kollegial
und solidarisch mit ihren Mitmenschen und mit ihren
tierischen Mitgeschöpfen umzugehen, die positiven
gesellschaftlichen Erscheinungen zu unterstützen
und Borniertheiten zu unterlaufen. Ihr Beispiel kann
ermutigen, ein anderes gesellschaftliches Miteinander
anzustreben. Ihr Leben zeigt, was mit ein wenig Zivilcourage
und Mut möglich war - und weiter möglich
ist.
Fragen: Margit Stolzenburg, Neues Deutschland, 6.5.08
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