Arber Shabanaj wurde 1970 in Gjakovë geboren und ist in einer mehrköpfigen Familie aufgewachsen. Sein Vater unterrichtete Albanisch und Geschichte und war Schuldirektor, seine Mutter war eine tüchtige und sehr umsichtige Hausfrau. Wegen der unregelmäßigen Auszählung der Gehälter seines Vaters war die Familie immer mit Geldsorgen konfrontiert.
Sein Vater zählte zu den ersten Kosova-Albanern, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Fachhochschulreife erlangen konnten. Das albanische Volk bestand damals aus Analphabeten und verfügte nicht einmal über das Recht auf Bildung. Die jugoslawische Verwaltung war bestrebt, alles, was mit dem Bildungswesen der Albaner in Verbindung stand, zu untergraben.
In der vierten Klasse Grundschule mussten die albanischen Kinder mit Serbokroatisch als Fremdsprache beginnen, wobei der Lehrer ihnen gegenüber sehr negativ eingestellt war.
Arber Shabanaj war ein guter Schüler und erlangte schließlich die Fachhochschulreife mit den Schwerpunkten Biologie und Medizin. Danach wurde er an der Juristischen Fakultät der Universität von Prishtina als regulärer Student angenommen.
Für männliche Studenten war an das Recht auf ein Studium allerdings eine Bedingung geknüpft - zuvor 12 Monate Wehrdienst zu leisten, in der jugoslawischen Armee, die als Besatzungsarmee empfunden wurde.
Nach der Ableistung des Militärdienstes, sogar im Offiziersrang, konnte der Autor sein Jurastudium beginnen. Um sein Studium und die Fahrt nach Prishtina finanzieren zu können, arbeitete er tageweise auf dem Markt. So studierte er jene Rechte, die den Albanern vorenthalten wurden.
Im Sommer 1991 wurde er von jugoslawischen Sicherheitskräften überfallen und misshandelt. Auch sein Vater wure im Zentrum von Gjakovë verletzt. Zum Glück halfen ihm drei Schülerinnen wieder aufzustehen.
Trotzdem stellte der Vater fest: „Nicht alle Serben sind schlecht“, und der Sohn stimmte ihm zu: „Nicht alle Slawen sind schlecht.“ Obwohl es oft heißt: „Wo der slawische Stiefel auftritt, wächst kein Getreide mehr nach.“
Als sie Abschied nahmen, gab der Vater ihm folgende Sätze mit auf den Weg: „Arber! Im Herzen der Deutschen ist ein Platz für dich. Das Volk ist groß und hat wenige Freunde! Es war aber bisher die Arbeitsmaschinerie und die Kreativitätslokomotive für ganz Europa.“ Im August 1991 emigrierte Arber Shabanaj nach Deutschland und ist bis heute von den Gedanken seines Vaters geprägt.
Am Anfang hatte er es, wie viele politisch Vertriebene, unglaublich schwer, und der Ausdruck „Odyssee“ wäre bei Weitem zu schwach.
Trotz seiner pazifistischen Einstellung nahm er im April 1999 freiwillig an den Kämpfen im Kosovë teil, bis der Krieg Mitte Juni 1999 von der NATO für beendet erklärt wurde. Als er einigermaßen heil im August 1999 nach Deutschland zurückkam, nahm er seine vorherige Beschäftigung wieder auf. Er appelliert nun aus der Perspektive eines Kriegsveteranen an alle Völker, endlich zu lernen, miteinander in Frieden zu leben.
2006 wurden – nach einer langen Reihe unterqualifizierter Arbeits- und Beschäftigungsangebote – schließlich seine Zeugnisse und die damit verbundene Fachhochschulreife anerkannt.
Nun freut sich Arber Shabanaj, auf Deutsch zu schreiben, und er gewinnt das Deutschland, in dem er lebt und arbeitet, als neue Heimat sehr lieb. |