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Cover Eva Scala, Die geheimsten Wünsche, Edition Garamond, Literatur 2007

Spannende Kurzgeschichten mit überraschenden Entwicklungen über „gewöhnliche" Menschen in ungewöhnlichen Lebenssituationen.

Eva Scala, Die geheimsten Wünsche

Zwölf Geschichten

210 Seiten, 14,8 x 21 cm, brosch.
€ 22,80/sfr 41,50
ISBN 978-3-85306-035-3
Edition Garamond

Über die Kurzgeschichten

Das rege Interesse der Autorin an den Menschen und ihrem Zusammenleben bildete Ausgangspunkt und Movens dieser zwölf Geschichten über „gewöhnliche“ Personen in außergewöhnlichen Situationen. Die Spannung und das Überraschende entwickeln sich aus dem Innenleben der Handelnden und der überzeugenden Beschreibung ihrer Lebenswelten.

Über die Autorin

Die Autorin Eva Scala. Edition Garamond für Literatur 2007.

Eva Scala arbeitete viele Jahre als Psychotherapeutin und Trainerin, weil Menschen und ihr Zusammenleben das ist, was sie wirklich interessiert hat. Der Mond konnt ihr gestohlen bleiben, eine Wüste ohne Oasen fand sie langweilig, aber in jedem Nomadenzelt wollte sie sich eine Zeitlang niederlassen und spüren, wie die Bewohner leben, was sie bewegt, was sie lieben und ablehnen.
Das Schreiben von Sachbüchern gehörte zu ihrem Beruf und hat ihr Spaß gemacht. Zu den Geschichten kam sie erst, als ihre vier Kinder erwachsen waren, denn eine Beschäftigung, bei der die Phantasie nach Lust und Laune schweifen konnte, war ihr höchster Luxus.
Ihr erstes Buch für Kinder von 8 bis 80 – „Flieg Giovanni“ – entstand als Auftragswerk für einen befreundeten Maler und erschien in der Edition Röschnar.

***

Mit großer Betroffenheit müssen wir mitteilen, dass Eva Scala am 17. Februar 2013 verstorben ist.

Leseprobe

1 + 1 = 0

Himmelherrgott! Ein gestreifter Koffer oder ein rot-schwarz getupfter – dann passiert mir das nicht wieder!
Er setzte sich auf die Bettkante und drückte die Balkontüre weiter auf. Die Stimmen von der Promenade her wurden lauter. Seltsam, die deutschen Worte waren schwerer zu verstehen als die italienischen, die hatten einen klaren, abgegrenzten Klangkörper: Rufe von Vögeln.
Sein Vortrag, fünf Tage hatte er sich dafür Zeit genommen, und jetzt saß er blank hier auf dem Matrimoniale mitten in der Scheiße. Seine Unterlagen lagen irgendwo zwischen Frankfurt und Venedig in einem Flughafendepot. Sein Laptop und der Stick – warum hatte er den nicht wenigstens ins Handgepäck getan!
Und dieser blödsinnige Koffer hier – dieser Zwillingsbruder seines Koffers, schwarz und durch zwei Außenfächer geteilt.
Er könnte jetzt in aller Ruhe in Wien seinen Vortrag vorbereiten, mit Marianne essen gehen, in vertrauten Bahnen kreisen, stattdessen hatte er sich von Che dieses Retreat aufschwatzen lassen: Retreat – dieses Zauberwort des Instituts. Che machte es mindestens halbjährlich, und Robert war auch schon angesteckt. Kein Aufsatz, keine Rohfassung eines neuen Buchs an seinem Institut ohne Retreat! Che kehrte jedes Mal vollgesogen mit träumerischer Energie zurück, hatte ein „gutes Stück weitergebracht“, ein „Pfauenrad an Ideen“ im Kopf gespeichert.
So hatte er dieses Retreat eingeschoben zwischen der Tagung in Stockholm und seinem Auftritt in Wien, fünf Tage, in denen er seinen Vortrag schreiben wollte, ausformuliert, denn die Veranstaltung sollte in einer Publikation zusammengefasst werden.
„ Sebastian, fahr nach Grado. Grado ist ideal zu dieser Jahreszeit, wahrscheinlich noch warm genug, um am Balkon zu arbeiten, du siehst nur Meer und Himmel und die Köpfe der Spaziergänger auf der Promenade – alte Leute, die machen keinen Lärm.“
Und warum nicht Venedig, hatte er eingewendet, wenn er schon Stockholm – Venedig flog. Den Aufpreis konnte er dem Institut unterjubeln. …

Rezensionen

SPÄTES DEBÜT, SCHÖNE ENTDECKUNG
Eva Scala mit ihrem Erzählband „Die geheimsten Wünsche“

Manchmal müssen die Dinge reifen. Eva Scala, vitale Pensionistin, veröffentlichte eben ihr erstes Buch. Das erinnert ein wenig an die großartige Inge Merkel; auch sie kam, wie Scala, an die Öffentlichkeit erst nach ihrer Pensionierung als AHS-Lehrerin. Eva Scala arbeitet noch als Psychotherapeutin.

Scala erzählt aber anders als Merkel. Es ist, als hätte ihr Erzählen warten müssen auf die wiederentdeckte Erzähllust in unseren Zeiten und Breiten bzw. auf die wiederentdeckten Erzähltugenden der Jungen:

Scala stellt die Wahrnehmung konsequent vor das Wissen, die Dinge vor ihre Zusammenhänge, den Fall vor seine Erklärung. Das verleiht dem Geschehen jene Unmittelbarkeit, die es erzählerisch braucht: um ganz sinnlich erfahrbar und ganz emotional erlebbar zu werden. Scalas Geschichten sind prall von konkretem Leben und konkreten Umständen. In „Die süße Erdbeere“ lernt man die Figuren nur als Redende, nur aus ihrem Reden kennen, die Autorin mischt sich sozusagen kaum ein. Das erzeugt beim Leser die behagliche Illusion, die Figuren selbst kennenlernen und einschätzen zu können, ohne von der Autorin dirigiert zu werden. Die Wirklichkeit wird neu, weil sie nicht erklärt, und wird belangvoll, weil sie nicht in Verständnismustern abgelegt wird. Das erinnert oft an Paulus Hochgatterer (der ja ebenfalls sein psychologisches Fachwissen programmatisch zurückstellt, um die Einzigartigkeit seiner Figuren vor Kategorisierungen zu schützen).

Dem Mädchen Elie (vor Jahrhunderten) war bei der Geburt ein Zwillingsbruder am Arm angewachsen (in der Erzählung „Die Bergpredigt“). Die Babys wurden auseinandergeschnitten, der Bruder starb dabei. Seitdem lebt Elie mit dem verlorenen Bruder, hält ihn an der Hand, holt ihm eine Hostie aus der Kirche. Standhaft verschweigt sie ihn vor aller Welt. Ihre geplante Verheiratung aber vertreibt den Bruder. Elie rennt davon, sucht ihn, wird fiebernd gefunden. Ans Krankenbett setzt sich einmal noch ihr Bruder, verschwindet aber wieder mit dem Fieber. „Mein Herz schlägt nicht mehr, ich kann überall hin“, sagt Elie zu ihrer Mutter, bevor sie stirbt.

Oder: Gunda, wie Elie erst 11 oder 12 Jahre alt, träumt einen Bienenmann, der zur Gänze bedeckt ist von krabbelnden Bienen. Das ist kein Albtraum, obwohl der Bienenmann in Verbindung steht mit einem Pädophilen, den Gunda regelmäßig besucht. Sie gewinnt Herrschaft über den Bienenmann, streicht ein paar Bienen von seinem Gesicht, legt Wangen, Nase frei, seine Lippen sind warm und weich. Sie hält inne. Der letzte Satz der Erzählung („Der Brennesselpfad“) lautet: „Der Bienenmann stand unbeirrt auf seinem Platz und würde dort stehen bleiben, bis sie frisch war und unternehmungslustig, übermütig vielleicht, und auf ihn zugehen würde mit frisch gewaschenem Haar.“

Scala nimmt ihre Figuren gerade dadurch ernst, dass sie deren Wünschen und Vorstellungen weder durch Moral noch durch Interpretation die Kraft raubt. Sie erzählt die Realität der Einbildungen bzw. macht durch ihr Erzählen die Einbildungen zur Realität. Auch dort, wo die äußere Realität aufgelöst wird zugunsten einer inneren, bleibt Scala erzählerisch ganz diszipliniert. Das erhöht nicht nur die Wirkung, sondern bestätigt auch die Gleichwertigkeit beider Realitäten.

Die „geheimsten Wünsche“: eheliche Mordgelüste; männlicher Ekel vor Eidechsen und Frauen; die Unbedingtheit vereinsamter Körper; die dunkle Gegenwelt der Pubertät; u.a.; der kleine Tonio am Strand hebt das Meer zur Springflut, legt Häuser in Schutt und Asche, lässt Riesenhunde durch die Stadt streunen: denn Gassenbuben haben ihm seinen Ball zerschnitten.

Scala gestaltet all die Ungeheuerlichkeiten, die Absonderlichkeiten ganz gelassen, ohne narratives Fäusteballen oder Tränenbad; ihr Erzählen ist dezent und unprätentiös, ihre Metaphorik sparsam (aber wenn sie Bilder einsetzt, dann sind sie kühn und treffsicher). Bisweilen legt Scala Geschichten novellistisch an.

Jedenfalls zu 90 Prozent gelten all die aufgezählten Vorzüge für Scalas Buch. Und das reicht bei Weitem für äußerst lohnende Lektüre.

Helmut Gollner, Literatur und Kritik, 423/424, S. 100 f.


Integrative Gestaltpädagogik

Die Autorin, Psychotherapeutin und Trainerin, lässt Personen und Situationen gegenwärtig werden; klar strukturierte Hauptsätze erwecken im Leser / in der Leserin den Eindruck, dass sich das Geschilderte gerade jetzt ereignet, dass dieser Mensch dies hier und heute jetzt erlebt. Der / Die LerserIn wird in die jeweilige Welt eines Menschen / eines Paares ... ganz hineingenommen. Der/Die LeserIn muss sich zwischendurch selbst herausholen, denn die darüberliegende Folie sind die „geheimsten Wünsche“ (Titel des Buches). Die Phantasien, Wünsche, Befürchtungen sind so real, die innere Welt wird zur Wirklichkeit; sie ist ja auch wirk-lich, sie wirkt innerlich und hat oft auch äußere Konsequenzen (Krankheit, plötzlich auftretende Allergie, Fehlhandlung ... bis hin zum Mord). Das Buch ist ein belletristisch beachtliches Werk v.a. empfehlenswert für BeraterInnen, PsychotherapeutInnen, TherapeutInnen, aber auch für jede/n Einzelne/n, um die Innenwelt als echte Realität wahrzunehmen.

Franz Feiner, Integrative Gestaltpädagogik und Seelsorge Nr. 48, März 2008

Zu den Lesungen

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