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Die letzte gemeinsame
Zeit von Vater und Tochter vor ihrer Trennung.
Bernd René,
Die große Zeit der Vereinigung
Eine Beklemmung |
106 Seiten
20,3 x 14 cm, Broschur
€ 19,80/sfr 36,00
ISBN 978-3-85306-037-7
Edition Garamond
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Über das Buch |
Entgegen seiner Gewohnheit ist Bellot in diesem
Herbst noch einmal in das Hotel am Meer zurückgekehrt,
in dem er viele schöne Sommer verbracht hat, erst nur
mit Jenny und später auch zusammen mit Lisa, ihrer gemeinsamen
Tochter. Diesmal ist er jedoch nur mit Lisa unterwegs, Jenny
ist zu Hause geblieben. Wenige Wochen zuvor hatte sie Bellot
völlig überraschend mitgeteilt, dass sie sich von
ihm trennen und mit Lisa aus seinem Leben verschwinden will.
Vorher dürften die beiden aber noch eine Reise unternehmen.
Diese schöne Zeit mit seiner Tochter ist für Bellot überschattet
von der Angst, sie womöglich nie mehr wiederzusehen. |
Über den Autor |
Bernd René ist das Pseudonym eines Autors,
der ansonsten in ganz anderen Bereichen tätig ist und
Sachbücher
und Romane über die internationalen Finanzmärkte
schreibt. Er ist vor kurzem 50 Jahre alt geworden, ist verheiratet
und hat zwei Töchter. Er lebt in Berlin. |
Leseprobe |
Wie gemein und ungerecht, denkt Bellot, eine
schmiedeeiserne Kette, ein ganzes Leben an die schmiedeeiserne
Kette gelegt. Die eigenen Kinder. Immer, immer die eigenen
Kinder für die eigenen Zwecke missbraucht. Für den
eigenen Egoismus die eigenen Kinder missbraucht. Meine Lisa,
meine Jenny, meine, meine, meins, alles meins, alles ich, alles
nach mir. Er soll wie ich werden, ansonsten wird er wie seine
Mutter. Nein, er soll wie ich werden, ansonsten wird er wie
sein Vater. Und dann mit den Messern aufeinander losgegangen.
Die Spannung niemals aushalten können. Der Riss genau
in der Mitte. Wenn man Glück hat, dann übersteht
man die Nachtmeerfahrt. Dann hat man zwei Leben. Erst das eine,
dann das andere. Übersteht man die Nachtmeerfahrt nicht,
bleibt nur das Gefühl, die Zunge faule einem bei lebendigem
Leibe im eigenen Munde ab. Ein ganzes Leben an der schmiedeeisernen
Kette. Generationenübergreifend. Nicht nur der eigenen
Empfindungen beraubt, sondern der Papa soll die Mama in den
Mülleimer werfen. Jahrzehntelange Fehlhaltungen, körperlich
und geistig. Alles nie wieder aufzuholen.
Die schmiedeeiserne Kette. Auch der Bruch der größten
Tabus ermöglicht kein Entkommen. Bellot kannte die Geschichte
von jemandem aus der Zeit vor der großen Zeit der Vereinigung.
Die dritte Strophe hatte er gesungen, wo doch schon die erste
verboten war. Die dritte Strophe, und das in aller Öffentlichkeit.
Nur um sich aufzulehnen und seine Verachtung zu zeigen. Die
dritte Strophe! In aller Öffentlichkeit! Nicht, weil
er daran geglaubt hat, sondern um nicht mehr mitzuspielen.
Sich selbst abzusetzen, wo sein Vater immer mitspielte. Stärker
konnte man sich nicht zur Wehr setzen! Die dritte Strophe!
Und das in aller Öffentlichkeit! Kein Häufchen
und keine totgeschlagene Katze, nicht blind den Dingen ergeben
wie Jenny. Sondern die höchste Form des Protestes! Die
dritte Strophe! Und das in aller Öffentlichkeit! Und
dennoch nicht frei gekommen. Lebenslang festgekettet. Die
Innenperspektive völlig leer. Um das halbe Leben betrogen.
Von der schmiedeeisernen Kette nicht freigekommen. Sie nicht
einmal sehen können … |
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