Ich wohne in meinen Erinnerungen.
Mein Leben häuft sich in Bildern und Worten in meinem
Kopf an, weil ich nicht vergessen kann. So wächst mein
Schreiben aus der Begegnung mit Räumen, Menschen und
Ideen. Diese Begegnungen lösen Reflexionen und Gefühle
aus, die mir den Impuls zum Schreiben geben. Eine neue Idee
trage ich lange mit mir umher, bis sie langsam Gestalt annimmt.
Das Niederschreiben ist dann nur noch eine kurze, intensive
Arbeit.
Da ich jedem einzelnen Wort viel Bedeutung beimesse und
seine weitreichenden Assoziationen mitbedenke, empfinde
ich meine Texte als dicht und versuche diese Dichte im
Sprachrhythmus auszugleichen. Wenn dann der Leser die Texte
für sich lebendig machen kann, bin ich zufrieden.
Von den Erlebnissen der Leser erfahre ich natürlich
nur in Einzelfällen. Sie können aber die Erfahrung
des Alleinseins nicht aufheben. Somit ist jeder Text auch
eine Lebensbewältigung der Einsamkeitserfahrung. Ich
nenne dies das gestaltete Schweigen. Wenn die Suche nach
einer Begegnung mit anderen scheitert, zwingt sie mich
zur Rückkehr zu mir selbst. Diese findet in der Sprache,
im Rhythmus ihrer Assoziationen und in der Landschaft als
einem Ort der Einsamkeit und Ich-Findung im Gedicht ihren
Ausdruck. Ich wohne in mir.
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